Seiler's Werbeblog

Wir schreiben über Werbung

Michael Kathe: Seiler's Werbeblog

Michael Kathe «Michael rezensiert #8»

Auch im neuen Jahr gehören Michael Kathes Rezensionen zu Seiler’s Werbeblog wie die Butter aufs Brot.
Vorhang auf für Runde 8!

*** House of Cards: Teaser Season 5.
Schon im letzten Jahr wurde die Werbung für die Präsidentenserie „House of Cards“ auf den Wahlkampf abgestimmt und lieferte sogar Störmaterial, indem nebst Hillary und Donald auch Frank Underwood auf Plakaten als Präsidentschaftskandidat angepriesen wurde. Inzwischen ist Trump Präsident und Hollywood hässig. Dementsprechend haben sich die Netflix-Macher einen schönen kleinen Werbe-Seitenhieb ausgedacht: der düstere Trailer für die neue Season wurde am 20. Januar, am Tag der Inauguration des Präsidenten Donald Trump, zum ersten Mal ausgestrahlt.

Seitenhieb deshalb, weil der Spot creepy daherkommt: Wie in einem Horrorfilm singen Kinderstimmen den Treueschwur auf die US-Flagge („Pledge of allegiance“), während die Kamera von einer düster aufgenommenen Flagge langsam wegzoomt, bis wir sehen, dass die Flagge umgekehrt hängt. Die „One Nation Under God“ wird satanisch. Hail Mr Trump – oder Hail Mr and Mrs Underwood.

*Heinz: Smunday.
Neben den Präsidentschaftswahlen ist wohl das grösste amerikanische Endspiel der Superbowl, in diesem Jahr am 5. Februar. Als wärs eine Wiederholung des Wahlfinals spielen die Patriots gegen Trumps Feindesstadt Atlanta. Heinz meldet sich bereits eine Woche vor dem Superbowl zu Wort und lanciert eine Initiative, der den Tag nach dem Bowl zum nationalen Feiertag machen soll. An dem Tag sind im Schnitt 16 Millionen Amerikaner „krank“ und die Arbeitenden fühlen sich verarscht. Heinz will den Sunday-Monday, oder kurz: den Smunday.

Will sich eine kommerzielle Marke politisch engagieren, geht das nur mit Humor. Alles andere, wie rationale Argumente oder Trumpsche „alternative facts“ kann sich ein grosser Brand wie Heinz nicht leisten. Also werden wir von Leuten in Ketchup-Kostümen zum Signieren aufgefordert. Als Amerikaner ist es auch tatsächlich möglich, zu unterschreiben. Und den 200 Millionen arbeitenden Amerikanern wäre ein freier Tag zu gönnen – und für Heinz wärs ein gigantischer Erfolg.

**Mercedes: Easy Driver.
Auch Mercedes präsentiert bereits früh „seinen“ Super-Bowl-Spot. Noch nicht von Angst vor Trumps 35%-Importzoll-Androhung gezeichnet, wird hier auf ironische Weise der Mercedes als die coolere Harley porträtiert. Eine Bar mit alt gewordenen Rockern und ihren Gebrechen, noch einmal „Born to be wild“ von Steppenwolf, noch einmal New Hollywood-Actor Peter Fonda als Inbegriff des wilden Lebens und das Beste: der Spot wurde von den Regie-Genies Joel und Ethan Coen gedreht („Big Lebowski“, „Fargo“, „No Country for Old Men“). Sie arbeiten vor allem die Komik heraus, dass die Rockergemeinde heute unter Altersproblemen leidet – allerdings geraten unter dem Einminutenformat des Spots einige der Coen-Witzchen etwas platt.

*Skittles: Romance the rainbow.
Erstmals seit langem schraubt Skittles das Absurditätslevel etwas zurück. Beim neuen Spot handelt es sich lediglich um eine Dramatisierung der generischen Botschaft, dass Skittles so begehrenswert sind, dass sich ein Mädchen sich auf Kosten eines verliebten Jungen einen Spass für die ganze Familie erlaubt. Shakespeares Balkonszene rewritten, eine einfache Teenagerkomödie. Bleibt abzuwarten, ob Skittles lediglich unter einer Zwischenschwäche leidet oder sich hier ein Trend abzeichnet.

***MailChimp: Mail Shrimp / Jail Blimp / Kale Limp.
Die Email-Marketing-Plattform MailChimp existiert zwar bereits seit 2001 und ist Marktleader. Trotzdem befand man es für nötig, dem falschen Aussprechen des Namens und Verwechslungen eine Kampagne entgegen zu stellen. Seltsames Problem eines Marktleaders – aber vielleicht wollte MailChimp zusammen mit Droga5 einfach ein paar durchgeknallte, surreale Spots in die Welt stellen, um dem Schimpansen (Chimp) im Unternehmen wieder etwas Leine zu geben. Wenn man so einen Namen hat, soll man das. Und gut fürs Image ists auch, wenn man Hunde aus Federkohl herumstreunen sieht, ein Mädchen wie Gulliver im Land der Liliputaner kleine Gefangene aus einer Zeppelin-Pinata befreit oder der Shrimp im Sandwich über seine Situation singt. Was das alles bedeutet? Well, sounds like „MailChimp“. So schräg soll Email-Marketing sein, Baby!



© Michael Kathe

Show More

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.