An Thomas Hutter kommt man in Sachen Facebook nicht vorbei. Die von Thomas gegründete Hutter Consult AG gehört national und auch in Deutschland zur ersten Adresse, wenn es um zielgruppengesteuerte Social Media Kampagnen geht. Thomas war in der Schweiz einer der ersten, der das Potential von Facebook-Werbung erkannt hat. Erfahren Sie im Interview mehr zu den Anfangstagen, wie er zum Online-Riesen steht und ob er in seiner Garage schon bald einen Ferrari pflegt.
Yves Seiler: Man bezeichnet dich als Mr. Facebook. Zumindest in der Schweiz bist du eine Koryphäe. Was sind die Ursprünge von Hutter Consult?
Thomas Hutter: Zuerst war der Blog. 2008 habe ich begonnen mich mit dem Thema Facebook auseinanderzusetzen, bei der Suche nach Infos habe ich festgestellt, dass es nur wenige Ressourcen mit sinnvollen Informationen zu Facebook gibt. Im Juni 2009 habe ich dann begonnen einen WordPress-Blog aufzusetzen und am 04.07.2009 habe ich dann den Blog mit ersten Beiträgen online gestellt. Das Thema Facebook fand ich äusserst spannend und habe dann im November 2009 die Einzelfirma „Thomas Hutter eConsulting & Coaching“ gegründet. Rund ein halbes Jahr später habe ich die Firma dann in die Hutter Consult GmbH umgewandelt, 2018 dann in die Hutter Consult AG.
Kannst du uns ein paar Zahlen zu deiner Firma verraten? Aus was für Spezialisten stellt sich dein Team zusammen und wie sieht eure Expertise aus?
Ja, ich war die ersten zwei Jahre alleine, 2011 folgte dann Florian Muff ins Team, der heute Mitglied der Geschäftsleitung ist und unser Advertising Team leitet. Beschaulich zu Dritt blieb die Firma bis im April 2016, als Nina Aemissegger unser Team verstärkte – Nina ist heute ebenfalls Mitglied der Geschäftsleitung, unterstützt im Tagesgeschäft und berät einige unserer Key Accounts. Nach dem Eintritt von Nina ging es dann plötzlich zügiger, wir suchten uns ein gemeinsames Büro – vorher arbeiteten alle im HomeOffice und Team-Meetings fanden meistens in einer Pizzeria statt. Ende 2017 zählten wir dann 9 Mitarbeiter und aktuell haben wir das Team auf 21 Mitarbeiter am Standort in Aadorf ausgebaut. Die Geschäftsleitung besteht aus Thomas Besmer (Consulting), Nina Aemissegger (COO) Florian Muff (Advertising) und mir (CEO). Das Team setzt sich mittlerweile aus sehr unterschiedlichen Charakteren zusammen, die meisten mit einem Background aus den Themenbereichen Betriebswirtschaft, Wirtschaftsinformatik, Kommunikation, Marketing und Internationalen Management, repräsentiert aktuell 12 Nationen – wir können unsere Dienstleistungen Inhouse in den Sprachen Deutsch, Französisch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Rumänisch, Türkisch, Kroatisch und Holländisch anbieten. Die Expertise liegt primär in den Bereichen Social Media Marketing und Advertising, hier mit klarem Schwerpunkt auf Facebook und Instagram, Social Media Strategien, Suchmaschinenwerbung und Tools rund um Social Media Management sowie Workshops und Seminare in den genannten Themenbereichen.
Hast du Angst um die Zukunft von Facebook? Deren Image war auch schon besser. Spürst du Vorbehalte bzw. sind deine Auftraggeber misstrauischer als früher?
Nein. Facebook ist mittlerweile «to big to fail”. Das Image hat zwar 2018 stark gelitten, aber wir spüren wenig Vorbehalte bei Kunden – die Leistungen von Facebook und Instagram sprechen klar für sich – im Gegenteil, wir konnten im letzten Jahr deutlich mehr Werbebudgets bei Facebook platzieren als noch 2017.
Mit ca. 3,5 Mio. Schweizer FB-Nutzern ist die Reichweite gigantisch. Wie stufst du in diesem Zusammenhang die Werbekosten ein, auch im Vergleich mit anderen Medien?
Das Facebook Werbenetzwerk, zu dem ja auch Instagram zählt, umfasst sogar 4.5 Millionen Menschen in der Schweiz. Die Reichweite ist gigantisch und im Vergleich zu vielen anderen Medien und Kanälen bietet Facebook ein phantastisches Preis-/Leistungsverhältnis, dass sehr gute Werberesultate mit einem hohen ROI/ROAS zulässt. Das gute Preis-/Leistungsverhältnis wird neben der enormen Reichweite durch extrem durchdachte Werbeprodukte für die unterschiedlichen Zielsetzungen zusätzlich unterstützt.
Für Facebook selbst ist die Plattform eine Milchkuh. Wie sieht es für die Werbetreibenden aus? Steht in deiner Garage ein Ferrari?
Ein Ferrari habe ich noch nicht, strebe ich allerdings auch nicht an. Ich bin eher der Maserati-Typ (lacht). Nein, Spass beiseite. Ich konnte in den letzten Jahren mit meinem Unternehmen einige gute Erfolge verbuchen und lebe gut. Hutter Consult gehört aktuell zu 100% mir, bzw. beginne ich 2019 mit der Mitarbeiter-Beteiligung im Partnermodell. Der Ausbau in den letzten 3 Jahren erfolgte komplett eigenfinanziert aus den erwirtschafteten Resultaten, d.h. wir sind absolut schuldenfrei, komplett eigenfinanziert und schrieben in den letzten Jahren immer schwarze Zahlen, entsprechend haben wir Reserven gebildet, das Unternehmen weiter ausgebaut und entsprechend sinnvoll investiert.
Was für Kunden betreust du? Stimmt es, dass du auch im nahen Ausland aktiv Kunden betreust?
Mein Team betreut Kunden aus der DACH-Region, 2018 haben wir ca. 65% von unserem Umsatz von der Schweiz aus in Deutschland erwirtschaftet. Die Marke „Hutter Consult“, bzw. ich als Facebook Marketing Spezialist ist in Deutschland wesentlich bekannter, als hier in der Schweiz. Unsere Kunden sind sehr unterschiedlich, sowohl B2B als auch B2C Unternehmen zählen auf unsere Leistungen. In der Schweiz arbeiten wir für verschiedene Unternehmen, beispielsweise aus dem Umfeld von Migros, Coop, für die AXA Versicherungen, Ricola, Ifolor, betreuen aber auch einige Krankenversicherungen und Kunden aus dem Banken-Umfeld, arbeiten für SRF und andere Medienhäuser, beraten Franke, Geberit oder Zühlke aus dem B2B Bereich oder Unternehmen wie Carl Zeiss oder den Freizeitpark Phantasialand in Deutschland.
Was braucht es, damit Facebook Werbung beachtet wird? Welche Grundregeln gibt es zu befolgen, damit die Werbeziele erreicht werden?
Facebook Werbung benötigt gute aufeinander abgestimmte Strategien, sehr viel Analyse von Personas und Zielgruppen, gute Ads-Creatives, starke Analyse-Tools und laufende Optimierung. D.h. Facebook Werbung ist komplex, aber mit den richtigen Strategien und Tools sehr effektiv und effizient.
Facebook ist genial wenn es um das Testen von Zielgruppen geht. Kann es vorkommen, dass das Medium genutzt wird, um eine Kampagne zu testen, welche später analog ausgespielt wird?
Ja. Häufig sogar. Wir haben bei einigen Kunden sogenannte „Facebook Labs“ aufgebaut, d.h. unterschiedliche Werbemittel, vom Flyer über Plakate bis hin zu TV-Spots, werden in unterschiedlichen Ländern mit Hilfe von Facebook an den Zielgruppen getestet. Die Resultate sind häufig sehr erstaunlich. Die Aufwände dafür sind, wenn entsprechende Strategien für Lab-Szenarien aufgebaut sind, im Vergleich zu klassischen Panels relativ günstig und schnell aufgesetzt.
Du bietest auch diverse Seminare an. Was kannst du uns zu diesen verraten?
Wir bieten in Deutschland und Österreich in Zusammenarbeit mit professionellen Seminaranbietern Seminare für Facebook Werbung in München, Stuttgart, Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Frankfurt und Wien an. In der Schweiz bieten wir Seminare in Zürich an, vom eintägigen Instagram Marketing, LinkedIn Marketing und Facebook Analytics Seminar hin zu den zweitägigen Facebook & Instagram Advertising und neu auch Video Marketing & Produktion Seminaren an.
An wen sind die Seminare gerichtet und was kosten sie?
Die Seminare richten sich an Menschen, die in den Themengebieten professionell arbeiten möchten. Dabei ist weniger wichtig, ob sie selber mit den entsprechenden Tools arbeiten oder ob sie die Themen im Unternehmen verantworten und Agenturen briefen, challengen oder anweisen müssen. Häufig sind die Teilnehmer Marketingverantwortliche, Social Media oder Online Marketing Manager, Geschäftsführer oder Berater aus Agenturen und Medienagenturen. Die Kosten der Seminare bewegen sich von CHF 790.00 (1-tägiges Seminar) bis CHF 1‘550.00 für ein 2-tägiges Seminar. Alle Seminare finden aktuell in Zürich in einem guten Umfeld mit tollem Catering statt – d.h. wir möchten Seminare mit einem hohen Qualitätsniveau durchführen und legen auch Wert auf die entsprechenden Rahmenbedingungen.
Auf deiner Website steht «Ausgelöste Shitstorms seit 2009: 2 mit voller Absicht, 4 ohne Absicht». Bitte verrate uns mehr dazu.
Naja, früher gab es Shitstorms noch häufiger als heute. Und gut initiierte Shitstorms können grundsätzlich natürlich schon auch positive Aspekte haben und können Teil einer ausgeklügelten Strategie sein … mehr dazu möchte ich eigentlich nicht verraten.
Dein Blog verzeichnet in 10 Jahren 13 Mio. Besucher. Was darf der interessierte Leser auf diesem erwarten?
Mein Blog thomashutter.com gilt im deutschsprachigen Raum als eine der wichtigsten Quellen rund um Facebook Marketing. D.h. ich und mein Team versuchen den Blog möglichst häufig mit News und Infos im Umfeld von Facebook und Instagram, manchmal auch mit anderen Themen wie LinkedIn oder generell Social Media auf dem neuesten Stand zu halten. Zusätzlich veröffentlichen wir auch regelmässig ausführlichere Beiträge, die ein einzelnes Thema technisch oder theoretisch deutlich tiefer behandeln. Unabhängig von der eigentlichen News versuchen wir mit Hilfe eines Fazits unsere Meinung zum Thema mit einer ersten Einschätzung wiederzugeben. Wir veröffentlichen fast täglich einen Beitrag im Blog, je nach News- und Arbeitslage kann dies allerdings variieren.
Wie steht die Schweiz im internationalen Vergleich da wenn es um FB Werbung geht?
Schweizer Unternehmen liegen noch tief im Dornröschenschlaf. Man spürt deutlich, dass beispielsweise in Deutschland der internationale Verdrängungswettbewerb viel stärker ist und Unternehmen die Wichtigkeit von effizientem und effektivem Digitalmarketing verstanden haben. Vielen Unternehmen in der Schweiz geht es noch so gut oder zu gut, dass sie an alten und angeblich bewährten Methoden festhalten können und nur wenig die Kosteneffizienz von Marketingaktionen kritisch hinterfragen. Ich habe leider häufig das Gefühl, dass der „Innovationsplatz Schweiz“ in digitalen Marketingthemen keiner ist.
Welches ist die FB Kampagne, welche man zwingend kennen muss und was sind die Gründe dafür?
Ich finde die Kampagne „Weil wir Dich lieben“ der Berliner Verkehrsbetriebe extrem spannend. Einerseits, weil ein „ÖV-Anbieter“ normalerweise nicht wirklich sexy ist und andererseits, weil es die Berliner Verkehrsbetriebe mit ihrer schlagfertigen, sarkastischen und sich selbst nicht wirklich ernstnehmenden Kommunikation immer wieder schaffen zu überraschen, den Menschen ein Schmunzeln abzugewinnen und gleichzeitig sehr viel Aufmerksamkeit schaffen. Chapeau für die wirklich hochstehende Arbeit in einem äusserst schwierigen Themenfeld.
Gibt es aktuelle Trends, welche du uns im Zusammenhang mit deiner täglichen Arbeit verraten kannst? Wie steht es um neue Innovationen?
Naja, Trends gibt es viele und fehlende Innovation ist ja bei Facebook wirklich kein Thema. Der Trend zu Videos und insbesondere zu Stories kann man aktuell nicht wegdiskutieren. Uns beschäftigen komplexere Funnel-Kampagnen entlang der gesamten Customer Journey für die zielgerichtete Ansprache potentieller und bestehender Kunden sehr. Ebenfalls spannend sind die Entwicklungen im Zusammenhang mit Augmented Reality und den von Facebook gestarteten Tests mit ersten Werbeformaten. Auch die Entwicklungen rund um Chatbots für Facebook Messenger und die Möglichkeiten mit WhatsApp Business bringen spannende Anwendungsgebiete.
Und wie funktioniert ein Conversion Pixel?
Conversion-Messungen und viele andere tolle Dinge machen wir mit dem Facebook Pixel. Das Facebook Pixel ist ein Code-Stück, das in die Website integriert wird, das Gegenstück für Mobile Applikationen ist entsprechend das Facebook SDK. Mit Hilfe des Facebook Pixels und entsprechend angelegten Events sind wir in der Lage, unterschiedliche Aktionen, also nicht nur Conversions, auf der Website, auf der Landingpage, im Shop oder in der Mobile App nachzuverfolgen und zu tracken. Zusätzlich können mit Hilfe dieser Aktionen neue Zielgruppen generiert werden, welche mit passender Werbung bespielt werden. Mit Hilfe von Facebook Analytics können wir eine Customer Journey plattform- und geräteübergreifend darstellen und nachvollziehen, was insbesondere für das Performance-Marketing und die laufende Optimierung extrem spannende Insights liefert. Modernes Facebook Marketing ohne Pixel ist nicht mehr denkbar.
Um die Zukunft von Social Media steht es…?
Grundsätzlich gut, Social Media verändert sich, was sicherlich mit den gesammelten Erfahrungen, aber auch mit gesellschaftlichen Veränderungen zu tun hat. Aus dem modernen Marketing- und Kommunikations-Mix ist Social Media nicht mehr wegzudenken.
©Interview: Yves Seiler