Seiler's Werbeblog

Wir schreiben über Werbung

Daniel an seiner Vernissage beim ADC Switzerland 2014_©Bernd L. Göllnitz

Das Alphabet ist nicht genug.

Zum Tod von Daniel Comte.
26. Januar 1963 – 27. August 2022

Ein Nachruf von Thomas Wildberger
im Namen des ADC Switzerland.

A wie Anatole, B wie Basile, C wie Caroline, D wie Daniel, E wie Etienne, F wie Filou. Eine ganze Familie nach der Reihenfolge im ABC zu gründen, konnte wahrscheinlich nur dir einfallen. Daran möchte ich anschliessen mit G wie grossartig. Du warst nicht nur über 1 Meter 90 gross, sondern auch ein grossartiger Mensch: nahbar und ohne Allüren. Dass du dein H wie Hobby zum Beruf gemacht hast, war ein weiser Entscheid. Die Fotografie wurde zur eigentlichen Berufung und du zu einem noch besseren Fotografen als Werber. Die Ausstellung «Stolen Moments», die Anatole und deine beste Freundin Heike in Zürich für dich organisiert haben, hält mittlerweile in Buchform etwas für dich und etwas Allgemeingültiges fest: «Was zählt, ist der Augenblick.» I wie inspirierend war deine Sicht auf die Dinge, wie du Werbung verstanden hast. In dem Punkt hast du viel von deinem früheren Arbeitgeber Weber, Hodel, Schmid, mitgenommen, damals die beste Agentur der Schweiz. Wir haben dann bei Matter Leo Burnett zusammengearbeitet und als sich J wie Jung von Matt bei mir gemeldet hat, hast du mich selbstlos darin bestärkt, nach Deutschland zu gehen. Klar, dass du mir den einen oder anderen Schwank aus deinem Leben erzählt hast, wie die Geschichte von der K wie Klobürste, die sich ereignete, als du einmal auf Geschäftsreise warst. Deine Frau, nachts mit den drei schlafenden Kindern allein, wurde auf der Toilette von ungewöhnlichen Geräuschen überrascht. Sie griff zur nächsten «Waffe», nämlich der Klobürste, und versteckte sich hinter der Tür, bereit, ihre Familie zu verteidigen. Als die Tür aufging, riss sie den zweckentfremdeten Gegenstand hoch, ungeachtet der tropfenden Sauerei. Die in der Sekunde vergessen war, als sich herausstellte, dass es doch kein Einbrecher war, sondern du. Ja, L wie lachen konnte man mit dir. Man hat dein Lachen von Weitem nicht nur gehört, sondern regelrecht gespürt. Sogar bei meinem letzten Besuch bei dir war es schön zu sehen, dass genau dieses Lachen nicht verloren gegangen war. Das bringt mich auf M wie McDonald’s, der Kunde, der uns enorm Spass gemacht hat. Wir generierten die Headline für die Eröffnung einer McDonald’s-Filiale in Interlaken: «Alle sind willkommen, egal von welchem Ufer.» Tja, damals noch zu progressiv, warst du deiner Zeit schon immer voraus. N wie Notizen, hast du dir stets mit deiner edlen Füllfeder gemacht und alles in Versalien geschrieben. Noch heute, wenn ich etwas Besonderes notiere, verwende ich die Versalschreibweise. O wie Oh, wie ist das schön… Dieser Schlachtgesang war so ungefähr das Einzige, was du über Fussball wusstest. Ansonsten warst du bei dem Thema leider komplett ahnungslos. Was ich dir verzeihe. Dafür hattest du umso mehr Ahnung von deinem Job, was dir zahlreiche P wie Preise vom ADC eingebracht hat, die dir viel bedeuteten. Was sich später relativiert hat. Du warst für Auszeichnungen ein sicherer Wert, wozu Q wie deine Qualität beigetragen hat. Deine Arbeit war immer hochwertig, egal ob als Grafiker, AD, CD oder Fotograf. Auch in Sachen Mode hast du auf Klasse Wert gelegt. Ich erinnere mich, dass du R wie Romeo Gigli getragen hast und mir dein stilvolles Auftreten imponiert hat. Stolz warst du selbstverständlich auf deine S wie Söhne. Sie kamen zur Welt, als ich dein Junior war. Auch mir Grünschnabel hast du oft mit T wie Tipps Schützenhilfe gegeben. Du hast deine Erfahrung mit mir geteilt, der noch keinen Plan vom Leben hatte, so zum Beispiel auch nicht wusste, wie und wo Ferien machen. Das Hotel Les Bouis zwischen St. Tropez und Ramatuelle zählt zu den Geheimtipps. Und auch die U wie Uhr, die ich bis heute trage – eine Speedmaster – war eine Empfehlung von dir. Du hast eine Jaeger-LeCoultre Memovox besessen und mir erklärt, dass eine Uhr der wichtigste Schmuck eines Mannes ist. Darum sollte sich jeder gut überlegen, was er sich ums Handgelenk legt, weil es einiges über ihn aussagt. V wie Vertrauen. Du hast mir als Chef das Gefühl vermittelt, dass aus mir etwas werden kann, und mir den Raum und die Zeit gegeben, mich zu entwickeln. Wir hatten wichtige Projekte. Für eines sind wir extra nach W wie Wien geflogen. Dort haben wir alles gemacht, was man in Wien so machen kann. Sogar eine Stunde gearbeitet. Hat gereicht. Die Kampagne gewann Silber. Auf meiner beruflichen Weiterreise nach Deutschland hatte ich X wie x-tausend Wortspiele im Gepäck, denn es verging fast kein Tag, an dem du nicht irgendeines erdacht hast. Wahrscheinlich rührt dieses Faible daher, dass in einem deiner Ausweise bei Berufsbezeichnung nicht Grafiker, sondern versehentlich Garfiker stand. Ich war davon schwer geschädigt und habe diese verbalen Spielereien fern der Heimat perfektioniert. Y wie yes. Ich kenne kaum einen Menschen, der lebensbejahender war als du. Nicht ein einziges Mal habe ich dich schlecht gelaunt gesehen, zumindest hast du dich stets fröhlich gezeigt. Z wie Zürich war dein berufliches Zentrum, aber Bern blieb – nicht nur im Herzen – deine Heimat. Drei Stunden täglich hin und retour waren dir egal, Hauptsache abends bei deinen Liebsten. Nun hast du deine letzte Reise angetreten.

Das Alphabet ist nicht genug, um zu beschreiben, wer du warst, was du alles für uns getan hast und wie sehr wir dich vermissen werden.

Im September 2022

Foto: Daniel an seiner Vernissage beim ADC Switzerland 2014 – © Bernd L. Göllnitz

Show More

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.