Seiler's Werbeblog

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Pius Walker «Kleine Agentur, grosse Kampagnen»

Pius Walker und seine kleinste Werbeagentur der Welt haben schon etliche Male Kampagnen konzipiert, über welche geschrieben, diskutiert und berichtet wurde und nicht wenige haben es geschafft Herzen zu berühren. Der Titel «Werber des Jahres», der United Nations Awards «es geschieht nicht hier, aber jetzt» für Amnesty International, wie auch die jüngste Auszeichnung «Der beliebteste TV-Spot aller Zeiten» mit dem Fleurop-Spot «Hochzeitstag» gehören in das Palmarès des immer noch jungen Werbers. Seiler’s Werbeblog sagt er, was ihm Titel bedeuten, warum er nie nach China geflüchtet ist und wo er gleicher Meinung wie Hermann Strittmatter ist.

Fleurop_Walker   Fleurop_Walker

1. Du nanntest Deine Agentur «die kleinste Agentur der Welt». Früher hast Du mit vielen Freelancern gearbeitet, mittlerweile beschäftigst Du rund 13 Mitarbeiter. Ist dies die richtige Grösse für die ehemals kleinste Agentur der Welt?
Wir waren in den letzten 14 Jahren immer weniger als 10 Kollegen hier an der Blaufahnenstrasse. Alle anderen Talente sind für die jeweiligen Projekte dazu gestossen. Die Art der Aufträge bestimmt die jeweils richtige Grösse der Agentur.

Hyposwiss

2. Dein Spot «Hochzeitstag» für Fleurop wurde zum beliebtesten TV-Spot der Schweiz gekürt. Der Spot hat Dich vor fast 8 Jahren in den Werbe-Olymp gehievt. Es folgte ein Award nach dem anderen. Nun Jahre später, diese Auszeichnung. Schliesst sich eine Art Kreis für Dich? Wie viel hatte dieser Spot mit Deinem Durchbruch zu tun?
Ich denke wir haben den Durchbruch schlicht noch nicht geschafft. Und auch vom Werbe-Olymp sind wir noch weit entfernt.

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3. Du betreust unter anderem die SP Zürich. Bist Du ein politisch engagierter Mensch? Würdest Du Aufträge eines Unternehmers mit SVP-Background ablehnen oder geht das dann doch zu weit?
Ich muss gestehen, dass ich den politischen Background unserer Kunden nicht abkläre. Das ist für mich auch nicht entscheidend. Aber wenn Du die Weltwoche meinst, dann hätte ich kein Problem damit. Die könnten eine gute Kommunikations-Idee wirklich gebrauchen.

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4. Auch sonst hast Du mit Deinen karitativen Arbeiten für Aufsehen gesorgt. Du wirbst unter anderem für Mission 21, Greenpeace und Amnesty International. Was fasziniert Dich an guter Werbung für NPOs? Ich bin fasziniert von guter Werbung. Wir werben auch gerne für die Hyposwiss Privat Bank, die WC-Ente, Passugger Mineralwasser oder die Swiss Music Awards.

Hyposwiss Kampagne

5. Bereits als 36-jähriger junger Mann warst Du, was Auszeichnungen betrifft, bereits am Zenit Deiner Karriere. Ich kann mir vorstellen, dass dies zwar schön aber auch nicht ganz einfach war. Verspürtest Du Druck es jetzt erst recht allen zu zeigen?
Ich mache Werbung, kein Karriere. Mein Ziel ist es, an frischen und bewegenden Kampagnen beteiligt zu sein. Daran hat sich seit bald 30 Jahren nichts geändert. Alles andere sind Symptome.

6. Wie wichtig war die Auszeichnung «Werber des Jahres» für Dich? Hat sie Dir viele Türen geöffnet oder sogar zugemacht, so in dem Sinne: den Walker können wir uns sowieso nicht leisten?
Das ist eine tolle Anerkennung. Sie hat uns mit Sicherheit geholfen, unsere Arbeitsweise bei einem breiteren Kundenpublikum bekannt zu machen. Und meine Tante hat sich auch darüber gefreut. Sie gratulierte mir zum «Weber» des Jahres.

7. Dein Fleurop-Spot wurde zum beliebtesten TV-Spot überhaupt ausgezeichnet. Hast Du die Auszeichnung gebührend gefeiert?
Der Kunde und wir haben uns wirklich riesig über diese Ehre gefreut. Für die Wahl einer Agentur sind Kreativpreise aber meistens nicht das schlagende Argument.

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8. Du hast vor fünf Jahren AtYourSide in China gegründet. Was für Ziele verfolgst Du mit AtYourSide? Was beinhaltet das Angebot?
Ich habe schon viele Fehler gemacht in meinem Leben. Aber AtYourSide China war mit Sicherheit der teuerste. Ich wollte China mit einem zentralen Assistenzdienst für nicht-chinesisch-sprechende Besucher ausstatten. Manchmal braucht es Zeit, um die gesammelte Erfahrung wieder nutzen zu können. Noch weiss ich nicht wozu diese gut war.

9. Woher kommt Deine Leidenschaft für asiatische Länder wie China? Was fasziniert Dich an dieser Kultur? Die Denkweise ist der unsrigen so wunderbar entgegengesetzt. Unsere Kulturen nähern sich scheinbar mit grosser Geschwindigkeit aber im Kern bleiben sie grundverschieden. Dieses Spannungsfeld ist eine fantastische Quelle für Neues und Ungewohntes.

Kein-&-Aber-Anzeige-Das-Liebesmodel

10. Es ranken sich ein paar Gerüchte um Deine Auszeit und Asien. Stand es ernsthaft in Betracht, dass Du die Schweiz verlassen und auswandern wolltest?
Das habe nicht ich in Betracht gezogen, sondern Hildegard Schwaninger.
(Anmerkung Yves Seiler: Unter dem Titel «Zürcher Starwerber haut ab» verbreitete die Journalistin und Tagi-Klatschtante Hildegard Schwaninger das Gerücht, er sei mit seiner asiatischen Freundin nach Fernost gezogen. Woher Schwaninger die News hatte, ist nicht bekannt, von Pius Walker auf jeden Fall nicht.)

11. China verzeichnet einen extremen Wachstum; wenn nicht jetzt Zeit oder Geld investieren wann dann? Gibst du nochmals Vollgas?
Selbst meine Naivität kennt Grenzen. In absehbarer Zeit eher nicht.

12. Als Kenner des Landes: ist eine Öffnung gegenüber dem Westen merklich spürbar?
China öffnet sich da, wo es für China Sinn macht und dies ohne die westliche Euphorie. Schaue Dir die Geschichte dieses Landes an. Ein so grosses Land wie China lässt sich noch immer nur mit einer Mauer zusammenhalten.

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13. Hermann Strittmatter, Werbelegende und ehemaliger SP-Werber, hat Dich einst als «jungen Schnösel» bezeichnet. Was sich negativ anhört, hat er im Persoenlich-Interview als Kompliment gemeint. Ist es etwas Schönes, wenn ein gestandener Werber so etwas über den Kronprinzen sagt?
Hermann Strittmatter und ich haben nicht oft die gleiche Meinung. Aber wir sehen den Walker beide mit Sicherheit nicht als Kronprinzen.

14. Wenn Du nur eine Wahl hättest: für welchen Kunden würdest Du wahnsinnig gerne arbeiten?
Ich würde nie nur für einen Kunden Werbung machen.

15. Gibt es Bereiche, für welche Du für kein Geld der Welt werben würdest?
Ja, alle Bereiche, welche man nicht bewerben darf.

16. Was wäre aus Dir geworden, wenn Du nicht Werber geworden wärst? Standen noch andere Berufe in der Planung des jungen Pius Walker?
Erfinder. Das war mein erster Berufswunsch. Oder Geheimagent. Das mit dem Papst war nicht meine Idee.

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17. Deine Agentur gibt es seit bald 14 Jahren. Du hast mit Bestimmtheit noch nicht alles gesagt. Wo siehst Du Dich und Deine Agentur in 14 Jahren?
Unser Ziel wäre eine Idee, welche die Welt bewegt. Aber ich habe noch keine Ahnung wie wir dahin kommen wollen.

18. Bevor Du Deine eigene Agentur gegründet hast: wo hast Du das Handwerk erlernt? Welches waren Deine Stationen? In welchen Agenturen hast Du gearbeitet?
Nach einer Schnupperlehre bei Publicis in Lausanne und Landor Branding in London begann ich meine Grafikausbildung beim Atelier Friedli in Höngg und konnte diese bei Advico, Young & Rubicam abschliessen. Danach war ich 2 Jahre bei GGK Zürich. Anschliessend in Hamburg bei Springer & Jacoby, dann in London bei Leagas Delaney, bei Jung von Matt in Hamburg und Scholz & Friends in Berlin.

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19. Nachdem Du Unmengen an Wettbewerben gewonnen hast, hattest Du Dich für eine Zeit lang zurückgezogen und keine Kampagnen mehr eingereicht. Wie stehst Du heute zu den Wettbewerben? Gibst Du mir Recht, wenn ich sage, dass mittlerweile eine regelrechte Wettbewerbs-Industrie entstanden ist?
Das ist sicher so. Wir reichen deshalb nur noch bei sehr wenigen Wettbewerben ein. Aber gar nicht mitmachen, macht eben auch keinen Spass.

20. Pflegst Du den Kontakt zu Deinen Werberkollegen oder bist Du eher ein Mensch, welcher gerne für sich alleine ist?
Kontakte pflege ich grundsätzlich zu interessanten Menschen, da gehören auch interessante Menschen aus der Branche dazu.

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21. Du hast schon viele Persönlichkeiten kennengelernt. So gab im berühmten Fleurop-Spot der leider verstorbene Schauspieler Mathias Gnädinger seine Off-Stimme. Welche Berühmtheit hat Dir besonders Eindruck gemacht?
Berühmtheiten, welche sich nicht über ihr Berühmt sein definieren. Und da gibt und gab es zum Glück einige.

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www.walker.ag

© Yves Seiler

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