Was bedeutet eigentlich …?
Benno Maggi ist seit über 30 Jahren in der Branche tätig – heute hauptsächlich als strategischer Berater für Marketing und Kommunikation. Den Einstieg hatte er Anfang der 80ziger Jahre als Art Director in einer klassischen ADC-Werbeagentur, wechselte aber nach ein paar Jahren das Fach und war während 10 Jahren als Regisseur und Filmproduzent für Werbe- und Dokumentarfilme tätig. Seine Dokumentarfilme wurden an verschiedenen Festivals im In- und Ausland und auch in den Schweizer Kinos aufgeführt. Während dieser Zeit arbeitete er nebenbei als freischaffender Journalist und Konzepter. 1995 war Maggi einer der Gründer der Partner & Partner AG, die sich als eine der ersten Agenturen für integrierte Marketing-Kommunikation in der Schweiz etablierte.
In den Anfängen war er hauptsächlich im Bereich der szenographischen Kommunikation von Markenwelten engagiert und in dieser Funktion für verschiedenste internationale Konzerne und Branchen in Europa tätig. Ende der 1990er Jahre absolvierte er eine Zusatzausbildung in strategischem Marketing und Finanzmanagement an der Stanford Business School. Zwischen 2002 und 2016 zeichnete er sich für die Creative Direction des NZZ Folio verantwortlich und hatte dort u.a. die Rubrik «Vom Fach» ins Leben gerufen. Mit seine Agentur Partner & Partner betreut er heute Kunden aus dem Finanz-, Dienstleistungs- und Gesundheits-Sektor sowie der Immobilien-Branche.
Es freut mich ausgesprochen, dass Benno Wörter und Begriffe aus dem Marketingbereich für uns präsentiert und entschlüsselt. Ich bin mir sicher, auch Sie haben sich schon die Frage gestellt: was bedeutet eigentlich …?
Tracking-Tool, Substantiv, neutrum
Wer hierbei gleich an Wander-Apps mit GPS und Insidertipps für spezielle Routen denkt, Outdoor-Jacken mit elastischem Softshell vor sich sieht oder das Klacken der Nordic-Walking-Sticks hört, der hat zwar seinen Fokus am falschen Ort, aber liegt grundsätzlich richtig. Tracking-Tools (eben nicht zu verwechseln mit Trekking-Tools) sind Softwares, die unser Klickverhalten im Internet als digitale Wanderwege aufzeichnen und direkt in die Marketing-Abteilungen und -Agenturen liefern, damit dort dafür gesorgt wird, dass wir die richtige Werbung aufgeschaltet kriegen. Tracking-Tools wissen zu welcher Tageszeit, auf welchem Gerät, von welchem Ort aus wir im Netz unterwegs sind, wo wir innehalten, Pause machen oder uns erst gar nicht hinwagen. Daraus werden Klick-Raten und Kosten pro Klick errechnet, um diese dann teuer zu verkaufen. Diese Softwares wüssten eigentlich auch, bei welchem Wetter wir das tun, aber das dürfen sie (noch) nicht monetarisieren. Trotzdem ist Google Analytics das bekannteste und wichtigste Tracking-Tool und Teil eines ökonomischen Perpetuum Mobiles namens Alphabet Inc.
Funnel, Substantiv, neutrum
Hierbei handelt es sich nicht um einen Tippfehler, auch wenn man bei der aktuellen Medien-Coverage zur Eröffnung des Gotthard-Basistunnels dazu geneigt ist, das Wort auf die Schnelle falsch zu lesen. Der Funnel ersetzt in der Marketingsprache das altgediente Konzept «AIDA» in etwa so, wie der Gotthard-Basistunnel die Kehrtunnels bei Wassen. Der Begriff beschreibt die Reise des Konsumenten durch den Kaufprozess, aber auch seine Reise durchs Internet. Ein Funnel muss man sich als Trichter mit verschiedenen Ebenen vorstellen. Jede Ebene hat aus Sicht der Werbetreibenden Barrieren, an denen sie ihren Kunden verlieren könnten: Von der Platzierung einer Werbebotschaft zur richtigen Zeit am richtigen Ort (page view), über die Animation zum Klick (nicht wegklicken, sondern draufklicken), der Verweildauer auf der entsprechenden Website (Landing-Page), bis hin zur geschickten Führung und Verführung zum Kauf oder Like – die Reise des Konsumenten ist gepflastert mit Exit-Optionen. Da beneidet der Marketer die SBB, deren Züge barrierefrei durch den neuen Tunnel sausen und unterwegs keine Passagiere verlieren.
© Benno Maggi (www.partner-partner.ch)