Seiler's Werbeblog

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Damian Thür

Damian Thür «Zwiiilicht Tattoo»

Damian Thür, Jahrgang 1985, ist in Rüti ZH aufgewachsen, dem Ort, in welchem er heute noch sein Leben verbringt und auch seinen Beruf ausübt. Nach der Sekundarschule besuchte er den Vorkurs für die Kunstgewerbeschule und machte im Anschluss die Lehre zum Grafiker. Bis 2013 genoss er eine spannende und kreative Zeit in der Werbebranche, bis er im Jahr 2013 zusammen mit seinem besten Freund das Tattoo Studio «Zwiiilicht Tattoo» gründete.

1. Als junger und aufstrebender Art Director hast du dich für die Selbständigkeit entschieden und die Branche gewechselt. Zusammen mit deinem Partner Michael Roos hast du das Tattoo Studio «Zwiiilicht Tattoo» gegründet. Wie kam es dazu?
Seit ich mich erinnern kann, war Zeichnen eine grosse Leidenschaft von mir. Schon in frühen Jahren faszinierten mich Tattoos und tätowierte Menschen. Das Zwielichtige und Mysteriöse an dieser Materie gefiel mir sehr. So kam es, dass ich schon in der Grundschule an unseren freien Mittwochnachmittagen meinen Freunden die Haut mit Stiften bemalte. Mit 15 Jahren, nach langem Überzeugungskampf mit meinen Eltern, liess ich mir mein erstes Tattoo stechen. Das erste Tattoo, welches ich auch selber entworfen habe. Bekannte, die mein Tattoo sahen, waren derart angetan, dass ich daraufhin Aufträge bekam, um Tattoo-Designs anzufertigen.

Es kam der Zeitpunkt als mir das designen nicht mehr genügte. Ich hatte zwar die Designs der Tattoos entworfen, jedoch stammte die physische Umsetzung nicht von mir und das wollte ich ändern. Ich wollte, dass das Ganze – von der Idee bis zur Umsetzung – aus meiner Hand kommt.

Mit meinem heutigen Partner und besten Freund Michael Roos entschloss ich mich das Handwerk des Tätowierers zu erlernen. Nach langer Zeit des Recherchierens fanden wir in Deutschland einen Tätowierer, der uns die «Basics» beibrachte. Der hygienische Aspekt, das Maschinelle, sprich wie setzt man eine Tätowiermaschine zusammen, damit man überhaupt tätowieren kann. Alle diese Grundlagen, welche man nebst den kreativen Ideen beachten und wissen muss.

Zurück in der Schweiz mit Null Praxiserfahrung suchten wir ein kleines Studio, in dem wir uns auf Schweinehäuten und unserer eigenen Haut das Handwerk des Tätowierers beibrachten. Glücklicherweise schenkten uns schon sehr früh alte Bekannte, die noch wussten wie gut wir zeichnen, ihr Vertrauen und liessen sich von uns tätowieren. Mit der Zeit stieg die Bekanntheit und Nachfrage an unseren Tattoos.

Am Anfang tätowierten wir vielleicht alle zwei Monate ein paar Sujets auf die Haut anderer. Durch die Nachfrage wurden es immer mehr, bis wir anfingen wöchentlich zu tätowieren. Der damalige Tagesablauf sah in etwa so aus: Vom Hauptjob als Grafiker am Abend nach Hause kommen, schnell etwas Kleines zum Essen einpacken, zum Studio fahren und tätowieren. Mitten in der Nacht nach Hause kommen, kurz schlafen und das Prozedere wiederholte sich. Tag für Tag, Woche für Woche. Da wir auch am Samstag tätowierten, wurde die Freizeit immer knapper. Die Motive, welche wir alle selber zeichnen, mussten zuerst auf Papier gebracht werden, der Druck und Aufwand wurde immer grösser.

Irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem wir so viel zu tun hatten, dass wir uns die Frage stellten, was nun weiter geschieht. So wie wir das Ganze bis anhin machten, konnte es auf lange Zeit nicht weitergehen, denn die Doppelbelastung war enorm. Wir hatten keine Freizeit mehr und auch unsere Partnerschaften haben darunter gelitten. Entweder wir reduzieren das Tätowieren oder setzen alles auf eine Karte und wagen den Schritt in die Selbständigkeit. Nach reiflicher Überlegung und viel Zuspruch haben wir uns für die Selbständigkeit und das Tätowieren entschieden.

2. Mittlerweile, fast zwei Jahre später, seid ihr über Monate ausgebucht. Dann habt ihr alles richtig gemacht?
Ich hoffe doch, dass wir alles richtig gemacht haben =). Spass beiseite, zur Zeit können wir aus gutem Gewissen sagen, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Die Menschen haben Freude an uns und unseren Tattoos. Sie schätzen es sehr, dass wir viel Zeit für jeden Einzelnen nehmen und die Motive selber zeichnen. Harte Arbeit wird schlussendlich auch belohnt.

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3. Wird der Trend für Tattoos weiter anhalten? Oder wünschst du dir heimlich die Zeiten zurück, als die Tattoos noch etwas Magisches ausstrahlten und in gewisser Weise anrüchig und rebellisch waren?
Ich weiss nicht, ob man von einem Trend sprechen kann. Tattoos gibt es schon seit es Menschen gibt. Früher praktizierte man das Ganze im Untergrund und hielt es versteckt. In den Asiatischen oder Südpazifischen Kulturen waren seit Anbeginn der Menschheit Tattoos angesehen und waren Teil der Kultur!

Heutzutage werden Tattoos akzeptiert und darum auch immer mehr in der Öffentlichkeit getragen. Das Ganze hat positive wie auch negative Aspekte: Positiv ist sicher, dass die Akzeptanz gegenüber tätowierten Menschen stetig zunimmt. Negativ ist, dass manche Leute sich zu wenig Gedanken über ihr Tattoo machen. Oft wird ein Trend oder ein Star, der Tattoos hat kopiert. Tattoos müssen aber etwas Persönliches und Spezielles haben, etwas für das ganze Leben.

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4. Ist ein Tattoo zu einem Lifestyle Produkt geworden?
Jein. Ich sage immer es gibt Menschen, die haben Tattoos und es gibt Menschen, die sind tätowiert – zwei unterschiedliche Ansichten. Es gibt diejenigen, die sehen Tattoos als Modeaccessoires und gehen mit dem Trend. Meistens sind das auch diejenigen, die hauptsächlich kopieren. Und dann gibt es noch die sparte Menschen, welche die Ideologie und Geschichte der Tattoos leben und sich damit identifizieren.

5. Die Kunst des Tätowierens kann man nicht erlernen. Hast du deine Probestiche auf Schweinehaut gemacht? Oder musste gleich dein eigenes Bein herhalten?
Sowohl als auch. Schweinehäute haben wir sehr viele zerstochen, doch auch auf uns selber haben wir oft geübt =) Mensch ist nicht Schwein, sprich die Beschaffenheit der Häute sind unterschiedlich, was man selbstverständlich in der Erstellung eines Tattoos merkt.

6. Sollte das Tätowieren künftig wie eine Grafiker Lehre erlernbar sein? Oder gehört mehr dazu?
Das Handwerk soll definitiv nicht erlernbar sein. Es gehört sehr viel mehr dazu: Leidenschaft, Prinzipien, Ethik; es gibt keinen Masterplan. Hinzu kommt, dass man gegenüber seinen Kunden eine grosse Verantwortung hat.

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7. In deiner Zeit als Art Director war es wichtig Trends zu beobachten und Marktforschung zu betreiben. Bei Tattoos hat man das Gefühl, dass «Altes» wieder richtig in ist? Warum ist das so?
Da täuschst du dich. Sieht man genauer in die ganze Szene hinein, erkennt man, dass es immer neue Stilarten und Umsetzungsformen gibt. Für Tattoos gibt es schon lange keine Grenzen mehr. Auch wir informieren uns stetig, tauschen uns aus und lassen uns immer wieder auch von anderen Künstlern beeinflussen.

8. Was nimmst du aus deiner Zeit als Werber mit? Gibt es Dinge, welche du noch heute in deinem Studio umsetzt?
Auf jeden Fall. Sagen wir es so: dank meinem früheren Beruf als Grafiker bin ich heute da und der, wo ich jetzt bin. Ich brauche und wende täglich Dinge an, die ich Dank meines erlernten Berufes und meiner Zeit in der Werbung erlernt habe!

9. Vermisst du die Werbebranche und das Entwickeln von Kampagnen und Corporate Designs?
Vermissen ist das falsche Wort. Ich denke sehr gerne zurück an die Zeit in der Werbeszene. Es war eine super Zeit und ich habe extrem viel gelernt, beruflich wie auch menschlich. Ich möchte die Zeit niemals missen! Jedoch kann ich zur Zeit ganz ehrlich sagen, dass ich den geilsten Job der Welt habe! Die Leidenschaft, das Hobby zum Beruf zu machen und davon zu leben, davon habe ich immer geträumt.

Zwiiilicht Tattoo

 

Zwiiilicht Tattoo
Spitalstrasse 5
8630 Rüti – ZH

https://de-de.facebook.com/pages/Tackerbude-Zwiiilicht-Tattoo/191257924275705

 

© Yves Seiler

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