Matthias Freuler präsentiert fünf Klassiker der letzten 25 Jahre, die er als Kreativer am liebsten selbst gemacht hätte. Freuler ist CD bei Spinas Civil Voices, einer Agentur, die sich auf Werbung für NGOs spezialisiert hat. Davor war er als Texter/Konzepter viele Jahre bei Advico Young & Rubicam, Aebi, Publicis und zuletzt 11 Jahre als Executive Creative Director bei der Wirz Werbung tätig. Während seiner Zeit als Kreativer hat er zum Beispiel der Milchkuh Lovely das Tanzen und Tschutten beigebracht, für die «Liebe Mobiliar» die Strichmännchen erfunden und die Heilsarmee zum Eurovision Song Contest nach Malmö geschickt. Zu den über 100 Spots, die Freuler bis anhin kreiert hat, würde er liebend gern noch die folgenden 5 Highlights hinzufügen.
Independent «Don’t read»
Wer Texter ist und diesen Spot nicht liebt, muss entweder zum Berufsberater oder in einen Englischkurs. Ich habe mir diesen Spot sicher schon 100 mal angesehen und er wird immer noch besser. Jedes Wort, jede Einstellung und jeder Ton sitzt. Und über all diesen perfekten Einzelteilen steht eine Idee, die absolut genial ist. Die sich erst im Produktenamen auflöst, aber dort den ultimativen Punkt macht.
Bic «Good Night, Mamie»
Hätte ich diese Idee auch gehabt, wenn ich die Chance dazu erhalten hätte? Hmm, wahrscheinlich nicht. Die Idee ist derart einfach und bestechend, dass man sie unglaublich hart erkämpfen muss. Um für Bic– ja genau, diese lausigen Rasierklingen! – eine solche Hammeridee hinzukriegen, muss man sehr, sehr gut sein. Oder sehr viel Glück haben. Am besten beides.
Alka Seltzer «Life Boat»
Absolute Weltklasse, diese Idee! So unglaublich einfach und überzeugend, dass sie damals von der Agentur AMV/BBDO auf drei einzelnen Post-it-Zettelchen präsentiert und verkauft wurde. Im Anschluss hat man das «Storyboard» noch um 5 weitere Zettelchen ergänzt und fertig war auch das Shootingboard. (Anmerkung: In England nimmt man Alka Seltzer nicht nach dem Suff, sondern bei Magenproblemen.)
John West «Bear Fight»
Grossartig, was die Macher dieses Spots geleistet haben. Man wähnt sich zuerst in einer ernsten BBC-Doku – aber dann wird alles ganz anders. Dieser Film hat nicht nur eine tolle Idee, er besticht auch durch einen köstlichen Humor. Und vor allem: er ist bis ins kleinste Detail hervorragend inszeniert.
Fleurop «Hochzeitstag»
Ehre wem Ehre gebührt. Erst recht, wenn der Geehrte ein guter Bekannter ist und gleich um die Ecke arbeitet. Der Fleurop-Film von Pius Walker aus dem Jahre 2007 ist ganz grosses Kino. Hier stimmt einfach alles: die Idee, die Umsetzung mit Spielfilmregisseur Anthony Minghella, die Musik und die Wahl von Off-Sprecher Mathias Gnädinger. Was da in knapp 60 Sekunden an Emotionen hochkommt, ist eine Klasse für sich.