Seiler's Werbeblog

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Nik Meier «Der Direkt-Marketing Vorreiter»

Fisch.Meier.Direkt das war die grösste und bekannteste Dialogagentur der Schweiz. Sie hat nicht nur heutige Grössen wie Thomas Engeli, Remo Bachmann, Karin Lang und viele andere hervorgebracht, auch der legendäre Werber Jean Etienne Aebi  war als CD dabei als die Agentur von Publicis übernommen wurde. Kaum eine Agentur hat den DM-Award dermassen dominiert und nie hat eine reine Dialogagentur mehr Personal beschäftigt als die Herren Fisch und Meier. 2001 wurde die Agentur von der Publicis übernommen und die beiden Werber wirkten noch weitere fünf erfolgreiche Jahre in der Adliswiler Agentur. Nach dem Umzug an die Stadelhoferstrasse Ende 2005 wurde es um die Dialog-Köpfe Gilbert Fisch und Nik Meier ruhiger.

Es freut mich mit Nik Meier ein Interview zu führen, welcher mittlerweile leidenschaftlicher Freizeitsportler ist, aber immer noch Werbung, einfach kleiner und feiner macht.

1. Sie besassen mit Ihrem Partner Gilbert Fisch die grösste Dialogagentur der Schweiz, welche Sie später an Publicis verkauft haben. Wie geht es Ihnen? Was machen Sie heute?
Danke, es geht mir sehr gut. Geschäft und Freizeit zu kombinieren, ist eine ebenso spannende wie anspruchsvolle Herausforderung. Meine Frau und ich haben unsere beruflichen Tätigkeiten in einer Firma zusammengelegt. Unser Home Office ist unsere Basis, von wo aus wir Kommunikationsdienstleistungen und Projekte im Bereich Kulturmanagement anbieten. Gesellschaftliche Aktivitäten und Engagements in meiner Wohngemeinde schätze ich sehr, denn sie bereichern meinen Alltag. Längere Auslandaufenthalte in Kanada und Spanien und Reisen in ferne Länder waren wunderbare und erlebnissreiche neue Erfahrungen.

2. Fisch.Meier.Direkt wurde 1963 gegründet. Waren Sie von Anfang an eine Dialogagentur? Oder war das ein schleichender Prozess?
Die Agentur wurde 1963 von Max Kamer als Max W.A. Kamer Response Marketing in St. Gallen gegründet. Gilbert Fisch und ich sind 1986 als Agenturneulinge eingetreten. Damals beschäftigte Kamer 10 Mitarbeiter, hatte aber bereits eine Agenturfiliale in Karlsruhe.

Das Direkt-Marketing war in dieser Zeit ausschliesslich auf Versandhandelskunden ausgerichtet. Gilbert Fisch kam von American Home und Secura Versicherungen, ich meinerseits habe die Grundkenntnisse des DM’s bei Reader’s Digest erlangt.

GM SAAB_Aftersales-Programm

3. Die ersten Dialog-Schritte wurden in den 60-er Jahren gemacht. Durch die neuen Printer und deren Eigenschaften konnte man Briefe personalisieren. Es müssen verrückte Zeiten gewesen sein. Sind Sie eine Art Pionier?
Nicht was die alten Zeiten mit den Endlosprintern betrifft, das war ja schon vor unserer Zeit. In den 80er und bis in die 90er Jahre waren die technischen Grundlagen eher handwerklicher Art. Zusätzlich war das Adresshandling sehr aufwändig. Pioniere wurden wir ab Mitte der 90er Jahre, als wir mit «Integrierter Kommunikation» die klassischen Kunden von unserer Dialogkompetenz überzeugten. Die Marke stand dabei immer im Vordergrund, mit ihr galt es attraktive und erfolgreiche Dialogkampagnen zu realisieren. Ebenso entscheidend für unseren nachhaltigen Erfolg waren viele Kunden-Loyalisierungs-Kampagnen, welche uns zusätzlichen Schub für die Agenturentwicklung brachten. M-CUMULUS, SBB und ZVV Mail-Order (automatische Abo-Erneuerungen) sind einige Beispiele unserer sehr erfolgreichen Kampagnen, die wir damals lancierten und noch heute aktiv im Markt eingesetzt werden. Stammkunden-Bewirtschaftung, Zielgruppen, Segmentierungen und Cluster’s, das waren Schlüsselbegriffe, die wir in unseren Loyalisierungs-Kampagnen nachhaltig und wirksam umsetzten.

4. Sie haben unglaublich viele erfolgreiche Kampagnen konzipiert und der gute Ruf gelangte bis nach Deutschland. Ist es richtig, dass Sie auch für ausländische Firmen gearbeitet haben?
Ja, wir hatten einige Kunden in Deutschland, einen Verlagskunden sogar in Dänemark. Für die Unternehmenskommunikation der Deutschen Post waren wir eine von drei Lead Agenturen und unsere Agentur konnte das Budget sechs erfolgreiche Jahre halten.

DP_FrankierService
5. Sie und Ihr Partner Gilbert Fisch hatten eine klare Kompetenzverteilung. Können Sie meinen Lesern/innen mehr dazu verraten? Wie wurden die Verantwortlichkeiten verteilt?
Unsere Partnerschaft funktionierte wunderbar, die Schnittstellen waren fliessend und doch gab es klare Kompetenzen. Gilbert Fisch war für Strategie und Kreativität, ich für Systematik und Realisation verantwortlich. Die anderen Aufgaben teilten wir uns fliessend. Unser Credo lautete: Direkt-Marketing muss die Sinne und den Verstand ansprechen. Das bedeutet: Kreation und Systematik sind gleich wichtig. Darum sind auch der Fisch und der Meier gleich wichtig. Beide haben viel Sinn für Kreativität und Systematik, setzen sie aber etwas unterschiedlich ein.

6. In den 90er Jahren haben Sie gesagt, dass Sie nicht mehr als 20 Mitarbeiter beschäftigen möchten. Diese Zahl wurde in den folgenden Jahren um einiges übertroffen. Wie gross war die Agentur in den besten Zeiten?
Zwischen 1998 und 2003 beschäftigten wir zwischen 50 und 75 Mitarbeiter und schafften es unter die Top Ten der BSW Agenturen.

Fisch_Meier_AWARD's

7. Die Mailingauflagen waren enorm hoch; Auflagen ab 100’000 Exemplaren gehörten zur Regel. Heute ist genau das Gegenteil der Fall: kleinere Auflagen dafür zielgruppengerechter aufbereitet. War das abzusehen? 
Bis Mitte der 90er Jahre waren die Auflagen mit 200’000 – 400’000 Adressen sogar noch höher. Danach kam die technologische Entwicklung im Bereich CRM, IT und Digitaldruck. Dies gab dem Direkt-Marketing einen zusätzlichen Entwicklungsschub. Das CRM wurde in allen grossen Unternehmungen salonfähig und damit war die Ausgangslage für zielgruppen-spezifischere Angebote, Projekte und Kampagnen geschaffen. Ob es auch richtig eingesetzt wurde, bleibe dahingestellt, denn oftmals wurde es zu technokratisch behandelt.

8. Direkt-Marketing wird am Response gemessen. Jede Kampagne liefert die Zahlen, ob sie ein Erfolg oder ein Misserfolg war. War dies Motivation oder Stress? Konnte diese Tatsache sogar die Kreativität beeinflussen?
Gilbert Fisch und ich sind beide sehr sportlich und lieben die Herausforderung. Beides sind sehr gute Eigenschaften und Ansporn genug für das DM-Business. Für uns war diese Art der Kommunikation sehr viel Motivation und selten Stress.

NZZ _Visitenkarten-Mailing

9. Die Agentur am Flughafen gehört vom Renommee her in die Liga einer Fisch.Meier. Gibt es sonst noch reine Dialog-Agenturen, welche Sie verfolgen und schätzen?
Ja, es gibt sie noch und ich schätze sie als Agenturen wie auch die dazugehörenden Menschen, z.B. Ulmann+Partner Luzern (alter Kollege aus Reader’s Digest Zeiten), Dialogköpfe (die Inhaber sind ehemalige Fisch.Meier Kollegen). Es gibt noch andere, allerdings verfolge ich deren Tätigkeit nicht.

10. Im Jahr 2001 haben Sie die Firma an Publicis verkauft. Warum kam es zu diesem Schritt? Ist es richtig, wenn ich sage, dass Sie die Firma auf deren Zenit verkauft haben?
Zur damaligen Zeit tätigten einige der weltweiten Agentur-Netzwerke Zukäufe, indem sie Dialog-, Online- und Mediaagenturen erwarben. Bei Publicis geschah dies unter dem visionären, holistischen Ansatz «La holistice difference».

11. Als Sie Fisch.Meier an Publicis verkauft haben, beschäftigten Sie knapp 80 Mitarbeiter. Innert kurzer Zeit schrumpfte die Anzahl an Mitarbeitern. War das von Anfang an geplant oder wurde an der Stadelhoferstrasse schlicht anderes Direkt-Marketing umgesetzt?
Diese Frage müssen Sie den Veranwortlichen bei Publicis stellen, auf diese Entwicklung hatte ich keinen Einfluss mehr.

12. Sie haben mit Sonia Gerster die Firma Gerster Meier gegründet. Was bieten Sie an? Ist das eine klassische Agentur?
Wir sind eine kleine Spezialagentur und bieten Dienstleistungen im Bereich Kommunikation, Kulturmanagement und -vermittlung an. Meine Frau arbeitet beratend und ausführend für kulturelle Projekte und Stiftungen. Meine Tätigkeit bezieht sich vornehmlich auf strategische und konzeptionelle Beratung von regionalen KMU’s. Ein spezielles und hochinteressantes Projekt war die Erstellung der Bike- und Wanderkarte für unsere Wohngemeinde Altendorf SZ. Bei diesem Auftrag konnte ich Hobby und Beruf perfekt kombinieren.

Nik_Meier_Karte

13. Viele Leser/innen interessiert es sicher brennend und ich hoffe Sie dürfen es uns verraten: was macht Ihr Kollege Gilbert Fisch? Hat er sich bewusst aus der «Szene» zurückgezogen?
Wir treffen uns noch immer in Freundschaft und reden dabei selbstverständlich auch über die erfolgreichen alten Zeiten. Ich kann Ihnen so viel verraten: er hat sich tatsächlich komplett aus der «Szene» zurückgezogen. Gilbert Fisch’s Passion ist der Triathlon Sport. Er ist auch hier sehr erfolgreich und hat sich in seiner Age Group z.B. schon mehrmals für Hawaii qualifiziert. Er pflegt und unterhält einen interessanten eigenen Blog. Wer Interesse hat, der geht auf: gilbertfisch.blogspot.com oder www.65cansavealife.org

Gerster Meier
Steineggstrasse 61
8852 Altendorf

www.gerstermeier.ch

© Yves Seiler

 

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