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Tanja Herrmann

Tanja Herrmann «WebStage Masters 2018»

Am 11. Oktober 2018 finden in Zürich die WebStage Masters, die grösste Influencer-Marketing-Konferenz der Schweiz statt. Tanja Herrmann – Geschäftsführerin und Gründerin stand Yves Seiler kurz vor der Messe im Interview zur Verfügung.

Tanja Herrmanns Weg führte sie im On- und Offline-Marketing von der Hotellerie über ein Weingut am Genfersee zur Universität Fribourg und über Agenturen schlussendlich zu globalen Konzernen wie Samsung oder Coca-Cola. Als Country Project Manager baute sie dort zuletzt mit Hilfe von Influencern eine neue Onlineplattform für Teenager auf. Hinzu kamen in den letzten Jahren diverse Auftritte als Expertin im Bereich Influencer- und Teen-Marketing im In- und Ausland.

Mit 29 Jahren gründete sie 2017 zusammen mit Alexander Weislein die Influencer-Marketing Agentur WebStages, wozu auch die WebStage Masters gehören. ​Von ihrem Büro im Zürcher Seefeld aus begleitet sie mit ihrem Team Kunden im gesamten DACH-Raum bei ihren Influencer-Projekten.

WebStage Masters 2018

Yves Seiler: Am 11. Oktober findet die grösste Schweizer Influencer-Marketing Messe der Schweiz statt. Was darf der Besucher von der Veranstaltung erwarten?
Tanja Herrmann: Bei der Konferenz stehen rund 40 Experten aus Forschung und Praxis auf der Bühne. Es werden konkrete Tipps und Best Practices geteilt. Die Universität St. Gallen und die ETH präsentieren aktuelle Studien, die sich konkret auf den Schweizer Markt beziehen.

Zudem bieten wir Workshops zu den Themen Family, Food, Lifestyle, Travel und Vlogging, bei denen man sich rund 40 Minuten lang mit den bekanntesten Schweizer Influencern austauschen kann.

Des Weiteren gibt es ein Q&A, bei dem die aktuelle Rechtslage in der Schweiz genauer beleuchtet wird und Fragen gestellt werden können. Aber auch Keynotes von internationalen Playern wie Spotify, YouTube oder Vice sind mit dabei.

Welche Zielgruppe sprechen Sie an? Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie?
Letztes Jahr hatten wir rund 250 Besucher. Ziel ist natürlich dieses Jahr weiter zu wachsen.

Als Zielgruppe sehen wir vor allem die Personen, die in ihrer täglichen Arbeit mit Social Media und Influencer Marketing konfrontiert sind. Also Digital Manager, Brand Manager, Community und PR Manager. Wir haben letztes Jahr bei den Besuchern gesehen, dass wir dabei eine grosse Bandbreite an Unternehmen und Agenturen angesprochen haben. Banken, der Handel, offizielle Ämter und Tourismusvereine, alles war vertreten.


Welches sind aktuell die wichtigsten Schweizer Influencer und wer von ihnen ist an der Messe vertreten
Lustigerweise denken die meisten Leute beim Wort Influencer nur an Zoe Pastell oder Sylwina (die an der Konferenz dabei sein wird). Dass aber Leute wie Harry von Harrys Ding, einer der bekanntesten Food Blogger oder auch Kathrin von Elternplanet genauso als «Influencer» gesehen werden können, an das denkt kaum jemand.

Insgesamt haben wir 22 Influencer, die in den Let’s Talk Runden zum Thema Food, Family, Lifestyle, Travel und Vlogging for Teens Einblick in ihren Alltag geben werden. Darunter sind neben den zuvor genannten auch Aniahimsa, Vanillachrunnch, A Gentlemans World, Steven Epprecht, Little City und Anina Mutter.

Was zeichnet heute einen relevanten Influencer aus? Muss ein Influencer eine prominente Person sein?
Das hängt vom Ziel ab. Bei vielen Unternehmen laufen die ersten Influencer-Kampagnen in Zusammenarbeit mit den PR-Agenturen. In diesem Fall macht es Sinn mit bekannten Influencern zu arbeiten, die auch einen gewissen „PR-Wert“ mitbringen. Wir sehen aber, dass die Influencer, die für die jeweilige Zielgruppe tatsächlich interessant sind, für Traffic oder Reichweite sorgen meist die sind, von denen man in den Zeitungen nichts liest. Umso wichtiger ist es zu Beginn der Kampagne die Ziele klar zu definieren, damit die Selektion entsprechend ausgerichtet werden kann.

Ab wann ist man überhaupt ein Influencer? Roger Federer ist zum Beispiel prominent, wirbt für Produkte und ist in meinen Augen kein Influencer. Wie sehen Sie das?
In Deutschland gehört man mit 50,000 Followern zu den Micro-Influencern. In der Schweiz hingegen gehört man damit schon zu den grossen. Die Antwort ist also von mehreren Faktoren abhängig. Für die Schweiz würde ich als Faustregel aber sagen, ab 5,000 Followern kann man es mal mit der Bezeichnung Micro-Influencer versuchen.

Die meisten Influencer bezeichnen sich selbst als Content Creator. Dies auch zurecht. Sie haben ihre Bekanntheit dadurch erlangt, dass sie besser als ihr Umfeld Content für die Sozialen Medien produzieren. Und dies so spannend, dass tausende von Leuten ihnen folgen. Roger Federer ist durch seine Arbeit als Sportler bekannt. Er selbst ist kein Profi darin Insta-Storys zu erstellen. Einfach gesagt unterscheiden wir so: Ein Influencer ist eine Person, die auf ihren eigenen Kanälen mit ihren eigenen Inhalten wirbt. Ein Brand Ambassador wie Roger Federer ist jemand, der in der Regel auf den Kanälen des Brands sein Gesicht für eine vom Kunden erstellte Kampagne ausleiht. Natürlich macht es aber Sinn bei solchen Zusammenarbeiten auch die Onlinereichweite eines Roger Federers in seinen eigenen Kanälen zu nutzen. Aber dies ähnelt viel mehr einer „Media Buying Strategie“ als einer Content-Strategie.

WebStage Masters betrachtet Influencer Marketing aus drei Blickwinkeln: Storytelling, Data und Media und fokussiert sich dabei gezielt auf den Markt Schweiz. Ihre Überlegungen dazu?
An fast allen Konferenzen werden spannende Keynotes zu weltweiten Trends geboten. Best Practices kommen aus den USA oder England und die Statistiken und Benchmarks im besten Fall aus Deutschland. Für mich als Schweizer Unternehmen ist da aber zu wenig Handfestes dabei, dass ich so in meiner täglichen Arbeit anwenden kann.

Aus diesem Grund ist uns viel daran gelegen auf die Besonderheiten im Schweizer Markt einzugehen und der ETH oder auch der Universität St. Gallen die Möglichkeit zu bieten aktuelle und vor allem lokale Studien zu präsentieren.

In der breiten Masse werden Influencer auch belächelt. Wie sieht es auf der Seite der Grossunternehmen aus? Gehört bei ihnen Influencer Marketing zum festen Bestandteil des Marketingmixes?
Genau diese „Dissonanz“ zwischen öffentlicher Meinung und Nutzerverhalten erleben wir jeden Tag. In Form von ersten Pilotprojekten ist Influencer-Marketing bei den meisten Unternehmen in der Zwischenzeit angekommen. Sobald die Unternehmen jedoch sehen wie vielfältig die Zusammenarbeit mit Influencern sein kann, werden auch die Integrationen mutiger und die Budgets grösser.

Im Vergleich zu Deutschland oder England: Wo steht die Schweiz, wenn es um die Akzeptanz von Influencer Marketing geht?
Hier stehen wir noch ganz am Anfang. Das Thema ist zwar angekommen, wird in der Öffentlichkeit aber meist belächelt. Hinter den Türen sieht es jedoch ganz anders aus. Als Agentur sehen wir wie die Nachfrage auf Unternehmensseite extrem gewachsen ist. Die Auswertungen der Kampagnen erklären dann auch warum: Überdurchschnittliche Engagement-Rates, Reichweite auch bei „schwierigen“ Zielgruppen und hochwertiger Content, der in die gesamte Medienstrategie eingebunden werden kann.

Reichweite ist das Schlagwort wenn es um Influencer geht. Welches sind die typischen Produkte/Marken, die prädestiniert sind, damit man auf Influencer Marketing setzt?
Am verbreitetsten ist Influencer-Marketing in der FMCG-Branche. Also Beauty, Mode, Food und Elektronik. Was dabei meist vergessen wird, ist die Gaming-Branche. E-Sports ist ein riesen Thema und auch in Sachen Influencer-Marketing vorne mit dabei.

Und welches sind die wichtigsten Agenturen wenn es um Influencer Marketing geht?
Der Markt teilt sich in drei Arten von Agenturen auf. Künstleragenturen wie Yxterix haben die bekannten Influencer direkt unter Vertrag. Dann gibt es Softwarehersteller, bei denen die Kunden Lizenzen kaufen und damit die Kampagnen von A-Z selbst umsetzen können. Dazu gehören Anbieter wie Picstars oder Reachbird. Und zuletzt gibt es Beratungsagenturen, die management- und softwareunabhängig Kunden von A-Z durch die Kampagnen begleiten. Dazu gehört auch die Agentur Meet Maker und wir.

Hier noch die Ausführliche Infografik dazu: https://www.webstages.ch/single-post/Influencer-Marketing-Schweiz-Diese-Infografik-hilft-bei-der-Auswahl-deines-Dienstleisters

Gibt es Trends, welche am Influencer Markt zu beobachten sind?
Besonders im Ausland gehen immer mehr Influencer in die Beratung über. Sie helfen Unternehmen relevanten Content für die Sozialen Netzwerke zu erstellen und treten als Figur dabei zunehmend in den Hintergrund. Aber auch die Werbekennzeichnung beginnt sich langsam durchzusetzen. Und zuletzt ist Influencer-Marketing auch im B2B-Bereich angekommen.

Welches sind die wichtigsten Plattformen, wenn es ums Influencen geht? Was kommt nach Instagram und Youtube? Welches sind die weiteren relevanten Kanäle?
Instagram ist mit Abstand der wichtigste Kanal. YouTube ist dann schon um einiges anspruchsvoller und in der Schweiz bei Influencer-Kampagnen noch nicht so verbreitet, dies oft auch aus Budgetgründen. Musically, was vor kurzem aufgekauft wurde und neu TikTok heisst, ist auch bei Teens nach wie vor sehr beliebt. Wir sehen aber vor allem wie Pinterest konstant an Bedeutung gewinnt.

Gibt es aktuell eine Influencer Kampagne, die man kennen muss? Gibt es ein Paradebeispiel, welches man zum Beispiel an einer Marketingausbildung als Case zeigen muss?
Mein persönliches Lieblingsbeispiel ist tatsächlich ein Negativbeispiel. Als Kylie Jenner nach den Anpassungen von Snapchat einen Tweet absetzte, in dem sie erklärte, dass sie die App nicht mehr benutzen würde, brach der Börsenkurs komplett ein. Das Unternehmen hatte über Nacht 1.3 Milliarden Dollar an Wert verloren. Meiner Meinung nach, ist das ein Case, den man sich genauer anschauen sollte, denn Influencer-Marketing funktioniert auf beide Seiten.

An der Messe sind Online-Gigant Google und Datenspezialisten von Spotify präsent. Was darf man von deren Seite erwarten? Welches sind die wichtigsten Speaker?
In beiden Fällen werden wir vor allem sehen, was heute im Bereich Targeting möglich ist und wie uns Insights helfen können besseren Content zu machen.

Ich persönlich freue mich sehr auf die Präsentation von Fabio Emch. Er wir erstmals die neue Studie „Junge Schweizer“ präsentieren, welche die Generation Z genauer unter die Lupe nimmt. Aber auch die konkreten Tipps zum Aufbau eines Instagram Accounts von Boris Baldinger sowie die Fragerunde zur Rechtslage in der Schweiz mit Sergio Leeman werden Spannendes bereit halten.

Ihr Schlusswort: Warum muss man die Konferenz im X-Tra besuchen?
Weil Influencer und damit verbunden Social Media Marketing nie still stehen. Ständig gibt es neue Möglichkeiten, neue Plattformen neue Gesichter. Mit unserem Programm versuchen wir den Besuchern einen Überblick über den komplexen Markt zu geben. Mit Referenten aus Forschung und Praxis und dem Austausch mit den Influencern selbst, soll so jede Branche Antworten auf ihre Fragen erhalten, das mitnehmen können, was ihnen am nächsten Tag bei der Arbeit hilft.

www.webstage-masters.ch

©Interview: Yves Seiler

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