Seiler's Werbeblog

Wir schreiben über Werbung

Thomas_Aregger

Thomas Aregger «Praktisch der prakTisch»

Thomas Aregger ist 1966 geboren, verheiratet und Vater von drei Kindern (16 bis 18). Nach der obligatorischen Schulzeit absolvierte er eine KV-Lehre in einer Versicherung und war danach bis im Alter von 23 Jahren als «Versicherungshengst» tätig. Nach reiflicher Überlegung hat er die Matura an der AKAD nachgeholt und hat im Anschluss das Jurastudium an der Uni Zürich absolviert. Später hat er die Anwaltsprüfung bestanden und es folgte der Einstieg ins juristische Berufsleben. Thomas Aregger ist seit 15 Jahren im Bereich Finanzmarkt tätig (SIX Group, Finanzmarktinfrastrukturbetreiber der Schweiz, Verantwortlich für Compliance). Nebst seiner beruflichen Tätigkeit vertreibt er Tische, die Prakt-Tische.

1. Du bist Anwalt und der Erfinder von prakTisch. Wie kommt ein Anwalt dazu einen Tisch zu entwerfen und zu vertreiben? Was ist die Geschichte hinter prakTisch?
Es war im Sommer 2006, schönes Wetter und wir erwarteten zu Hause Besuch. Wir wollten unter unserer Trauerweide im Garten alle einen Apéro nehmen. Aufgrund der vielen Besucher war klar, dass unser kleiner Gartentisch, den wir für solche Gelegenheiten unter den Baum stellten, nicht genügend Platz haben würde für alle Gläser usw. Deshalb kam mir spontan die Idee, zwischen zwei Stühlen doch eine Art «fliegender» Stecktisch hinzustellen – bzw. eben zu stecken, da der Boden unter dem Baum ziemlich uneben ist. Ich ging also in meine Werkstatt (Garage), klemmte ein herum liegendes 8mm-Rundeisen in den Schraubstock und bog das Eisen so zurecht, dass ich daran mit Kabelbinder den Deckel einer Weinkiste befestigen konnte, so dass ich eine Abstellfläche hatte. Das Konstrukt steckte ich dann im Garten zwischen zwei Stühle, und als dann die Gäste kamen und alle die Idee lobten, war der prakTisch geboren.

Praktisch_Thomas_aregger

Praktisch_Thomas_aregger    Praktisch_Thomas_aregger

Die Sache musste dann noch einige Monate reifen. Im Frühjahr 2007 entschloss ich dann, mich ganz der Entwicklung eines «marktfähigen» prakTischs zu widmen und unterbrach meine damalige juristische Tätigkeit für gut 1.5 Jahre.

2. Wie viele Arbeitsschritte werden für den prakTisch benötigt? Ist es richtig, dass das Finishing eine Behinderten-Werkstatt macht? Wie kam es dazu?
Für mich kam von Anfang an nur eine Produktion des prakTischs in der Schweiz in Frage. Die Suche nach einem Produzenten war dann eine ausgesprochen lehrreiche und auch interessante Erfahrung in Sachen Spezialisierung und Fertigungstiefe in der Industrie. Ich war zunächst überzeugt, dass es am einfachsten und auch günstigsten sein würde, jemanden zu finden, der das ganze Produkt von A bis Z herstellt – z.B. einen Holz/Metall-Möbelproduzenten. Rasch realisierte ich dann aber, dass ich nur auf einen vernünftigen Herstellungspreis kommen würde, wenn ich alle einzelnen Teile bzw. Produktionsschritte in die Hände von Spezialisten gebe. Somit sind nun drei Firmen beteiligt.

Die ersten zwei Schritte machen zwei Firmen aus dem Bereich Metallverarbeitung, die Eisen spitzen, biegen, Blech lasern und stanzen, schweissen und pulverbeschichten. Der dritte Schritt ist dann die Endfertigung, bei der das Holz richtig zugeschnitten und mit dem Metallgestell verbunden wird. Diesen letzten Schritt lasse ich in der Tat bei einer grossen Behindertenorganisation- bzw. Werkstätte machen (VEBO). Diese Wahl hat verschiedene Gründe. Entscheidend war sicher, dass der Chef der Schreinerei bei der VEBO sich für das Produkt begeistern konnte und sehr kompetent war, er über die nötigen modernen Holzbearbeitungsmaschinen verfügt und natürlich, das sei nicht verschwiegen, einen marktgerechten Preis offerierte.

3. Als Anwalt musst Du Dich an klare Richtlinien halten. Wie wichtig ist es Dir, Dich parallel kreativ ausleben zu können?
Der Ausgleich zu meiner juristischen, sehr kopflastigen Tätigkeit als Compliance Verantwortlicher eines im Finanzmarkt agierenden Unternehmens ist natürlich wichtig. Generell arbeite ich einfach gerne mit den Händen und «chlütterle» etwas zu Hause oder im Garten. Auch habe ich noch ein Stück Wald im Aargau, in dem ich mich bei schweisstreibenden Forstarbeiten erhole. Auch beim Holzen kommen kreative Ideen. Namentlich wenn man einen schönen alten Baumstamm mit der Motorsäge bearbeitet, merkt man plötzlich, wieviel Schönes man z.B. aus Holz machen kann.

4. Du hast es mit Deinen Tischen sogar in den Möbel Pfister geschafft. Heute verfolgst Du ein anderes Distributionskonzept und der prakTisch ist nicht mehr bei Pfister zu finden. Was sind die Gründe?
Da meine Frau und ich den prakTisch in erster Linie als Hobby oder besser gesagt Nebenbeschäftigung vertreiben, müssen wir uns auf das Wesentliche und Einfache konzentrieren. Das ist nun mal der Direktverkauf an Endkunden. Hier haben wir den direkten Kontakt und das Feedback der Kunden und können uns ganz dem Produkt widmen. Beim Vertrieb über einen Grossverteiler ist zwar die Menge interessant, die man absetzen kann, der Preisdruck ist aber natürlich hoch und das Produkt ist eines unter x-hundert oder gar tausend andern.

Praktisch_Thomas_aregger

5. Du konzentrierst Dich auf den Markt Schweiz. Warum lohnt es sich nicht den Export zu wagen?
Ich habe immer wieder Anfragen, namentlich aus Deutschland, die wir gerne bedienen würden. Es ist nicht so, dass ich nicht gerne exportieren würde, sondern es ist einfach im Moment zu kompliziert. Der Aufwand und die Kosten für den Versand eines einzelnen Pakets nach Deutschland und die Formalitäten, die man beachten muss, sind einfach zu gross. Ich bin ja grundsätzlich zu 100% in meinem Compliance Job engangiert. In erster Linie fehlt also im Moment die Zeit für irgendwelche Expansionen.

6. Du bezeichnest den prakTisch als Frauenprodukt. Weshalb?
Frauenprodukt ist wohl nicht ganz richtig, denn die Männer geniessen den prakTisch sehr, wenn es darum geht, im Garten zu liegen und irgendwo das gekühlte Bier sicher und jederzeit griffbereit abstellen zu können. Die Erfahrungen zeigen aber, dass vor allem die Frauen sich für die Schönheit und Raffinesse des Produkts (drei Formen, schön bearbeitetes Holz, exzentrischer angeordneter Erdspiess mit Drehfunktion) begeistern, während Männer dies offenbar eher nüchterner sehen. Einmal im Garten im Einsatz, wird der prakTisch aber von Frauen wie Männern gleichermassen geschätzt.

Praktisch_Thomas_aregger

7. Vor einiger Zeit hast Du in der Schweizer Illustrierten auf kleinstem Raum Deine freigestellten Tische präsentiert. Von der Nachfrage und dem Erfolg warst Du überrascht. Werbung wirkt halt doch, oder? Die Sache mit der Schweizer Illustrierten ist schon einige Jahre her. In der Tat hat dieser PR-Beitrag unmittelbar positiv auf die Verkaufszahlen geschlagen, das war sehr beeindruckend zu sehen. Gute Werbung ist sicher ein «Muss». Die Kunst ist, wie bei allem, herauszufinden, was wirklich etwas bringt. Oftmals ist es schwierig, einen messbaren Gegenwert von Werbung zu erhalten, das ist zumindest meine Erfahrung. Auftritte an Messen, z.B. einer Giardina, sind sicher auch gut, das ist aber eher teuer und auch mit zeitlichem Engagement verbunden, ausserdem kommt der Effekt der Werbung mit Verzögerung.

8. Du vertreibst die Tische nun hauptsächlich über den Online-Kanal. Deine Frau hat dabei eine wichtige Rolle. Ist prakTisch ein Familienhobby oder hat es den Stellenwert einer Unternehmung?
Im Moment klarerweise Hobby bzw. Nebenerwerbstätigkeit, wenn man so will. Aber was nicht ist, kann ja noch werden…. ich bin da sehr offen, solange sich alles unter einen Hut bringen lässt.

9. Das Design hast Du schützen lassen. Wie einfach oder schwierig lässt sich ein Design schützen?
In diesem Bereich kam mir natürlich mein angestammter Beruf als Jurist bzw. Anwalt sehr zu gute. Der Designschutz ist keine Hexerei, man kann sich vergleichsweise einfach informieren, ausserdem sind die Personen auf den Ämtern sehr hilfsbereit. Wichtig ist, dass man jemanden hat, der gute Zeichnungen des zu schützenden Produkts anfertigt, die dann zum Schutz hinterlegt werden.

Praktisch_Thomas_aregger

10.Was empfiehlst Du uns Werbern: ab wann lohnt es sich etwas schützen zu lassen? Am Beispiel des prakTisches: wie aufwendig war das ganze Verfahren?
Ob sich der Schutz gelohnt hat, ist natürlich schwierig zu sagen. Solange niemand versucht, das geschützte Produkt zu kopieren, kann man ja nicht wissen, ob die Ausgaben für den Designschutz für die Katz waren oder nicht. Da die Kosten und auch der zeitliche Aufwand für den Designschutz sich insgesamt im Rahmen halten, würde ich empfehlen, bei Ideen, von denen man überzeugt ist, den Schutz zu beantragen. Sonst ärgert man sich später allenfalls grün und blau. Bei nur kurzlebigen Produkten würde ich eher davon absehen, d.h. nach dem Moto fahren: Der erste auf dem Markt sein ist wichtig, und wenn dann die Nachahmer kommen, ist das grosse Fest schon vorbei.

11. Du besitzt ein Stück Wald. Das Holz für die Tische stammt aber nicht aus der Eigenproduktion. In welchen Holzvarianten sind die Tische zu kaufen?
Das mit dem Wald stimmt, wie ich schon erwähnt habe. Dort hat es aber ausschliesslich einheimisches Brennholz wie z.B. Buche, das ist für den Ofen gedacht. Für die Tische suchte ich nach einer europäischen Alternative für Tropenholz, auch wenn die Versuchung für letzteres schon da war angesichts der sehr guten Eigenschaften von Tropenhölzern. Ich habe mich dann für Robinienholz entschieden, das an vielen Orten in Europa wächst, auch in der Schweiz. Das Holz ist sehr hart und schwierig zu verarbeiten, auch gibt es vergleichsweise viel Ausschuss. Später, im Zusammenhang mit der Lieferung an Möbel Pfister, kam dann noch Schweizer Lärche resp. Douglasienholz hinzu. Nun haben wir also zur Zeit zwei Hölzer im Sortiment, dunkles, gedämpftes Robinienholz und helle Douglasie.

12. Wie anfangs erwähnt, hast du 2007 während 1.5 Jahren ein «Time out» genommen. Du bist ein Genussmensch. Was hast Du in dieser Zeit gemacht? Benötigte es eine solch lange Entwicklungszeit?
Das Time out war kein Time out im herkömmlichen Sinne, sondern diente zu 90% der Umsetzung der Idee des prakTischs. Zuvor hatte ich realisiert, dass ich die Idee nicht nebenher, d.h. neben einer 100%-igen Anstellung als Jurist/Anwalt in einem Betrieb umsetzen kann, sondern mich der Sache ganz widmen muss. Entweder richtig oder gar nicht, war damals die Devise.

13. Auch sonst scheinst Du kreative Ideen zu haben. Ein Produkt, welches mir sehr gefällt und das Du entwickelst, ist die Street Bar. Kannst Du uns mehr darüber erzählen?
Ideen gibt es in der Tat einige, und eine davon ist die Streetbar, ein Barmöbel für den Innen- und vor allem auch Aussenbereich mit spezieller Beschichtung, die in der Nacht Licht reflektiert und so quasi «strahlt» oder leuchtet. Das sieht wirklich cool aus, finde ich, ist aber natürlich Geschmacksache.

Praktisch_Thomas_aregger

Wann genau ich sie hatte, weiss ich – ganz offen gesagt – nicht mehr, es ist aber schon einige Jahre her. Ich hatte einfach mal den Gedanken an diese Leuchtfolien, die im Bereich der Verkehrsschilder verwendet werden. Die Idee ist, Produkte mit diesem Verkehrsschild-Design zu beschichten, wobei man aber im Bereich des Textes und der Gestaltung der Motive sehr frei sein kann. Auch hier habe ich viele interessante Erfahrungen sammeln können. Zunächst hiess es z.B. bei einem Verkehrsschilderproduzenten, dass diese Spezialfolien nur auf ebenen Flächen aufgetragen werden können – Verkehrstafeln eben. Wenn man die Folien biegen wolle, würden sie reissen. Ich glaubte dies einfach nicht, und eigene Versuche zu Hause haben dann rasch gezeigt, dass die Folien sehr wohl flexibel sind, wenn man sie richtig in die Hand nimmt.

Praktisch_Thomas_aregger

Das Ganze ist leider bisher nicht sehr weit über das Stadium von einigen wenigen Prototypen hinausgekommen. Immerhin stehen bei mir zu Hause noch zwei grosse, halbrund geformte Alubleche, aus denen irgendwann mal die nächste Bar gebaut werden soll… Meine Frau hat es inzwischen aufgegeben, mich zu fragen, ob es sich bei den Blechen nicht um Altmetall handle, das man doch endlich mal entsorgen könnte…

14. Kreativen Menschen eilt der Ruf voraus, dass diese ein wenig «schusselig» sind. Du hast beinahe die Geburt Deines ersten Sohnes verpasst. Was ist passiert?
Ich war damals noch im Studium und spielte mit einem Kollegen oft Badminton. Einen Tag vor der Geburt meines ersten Sohnes fuhren meine Frau und ich ins Spital, weil sich das Kind ankündigte. Im Spital teilte mir dann ein Arzt mit, es würde sicher noch einige Tage dauern, bis es soweit sei. Also ging ich nach Hause und spielte am nächsten Nachmittag mit meinem Kollegen im Sportzentrum Baregg Badminton. Dort wurde ich dann notfallmässig telefonisch aus der Umkleidekabine gerufen, weil die Geburt los ging. So kam ich noch rechtzeitig zur Geburt und alles war o.k. – der Sohn wird übrigens in Kürze 18.

15. Warum gehört in jeden Garten ein prakTisch? Das Interview erscheint auf einer Werbeplattform. Rühre noch einmal richtig die Werbetrommel. Der prakTisch gehört in jeden Garten, weil es nichts raffinierteres gibt, um beim Geniessen auf dem Garten- oder Liegestuhl die kleinen wichtigen und schönen Dinge wie z.B. das Weinglas oder das Bier, das Buch und die Zeitung oder einfach nur die Zigarre mit dem Aschenbecher im Garten stets schön präsentiert griffbereit zu haben. Darüber hinaus kann der prakTisch auch für x-beliebige andere Dinge genutzt werden, z.B. beim Grillen, für Gäste beim Apéro, als Schiedsrichtertisch für Kinder beim Sport im Garten – oder als Liegeplatz für die Katze im Garten.

Thomas Aregger GmbH
5603 Staufen
info@aregger-gmbh.ch

www.prak-tisch.ch


© Yves Seiler

Show More

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.